Frankfurt a. M. (www.forexcheck.de) - Quantitative Easing (kurz: QE) ist nichts anderes als eine von den Zentralbanken durchgeführte geldpolitische Maßnahme, um in weiterer Folge die Wirtschaft zu stimulieren. Die Zentralbank kauft Vermögenswerte - das können etwa Staats-, Unternehmens- oder auch Bankanleihen sein, sodass im Zuge des Ankaufs mehr Buchgeld geschaffen wird. In der Theorie mag das eine vernünftige und nachvollziehbare Maßnahme sein, doch die Weltwirtschaftskrise 2008 hat gezeigt, dass mitunter nicht alles nach Plan verlaufen muss.
Die Erklärung
Benötigen Banken, Staaten oder Unternehmen Geld, dann kaufen sie Vermögenswerte - in der Regel handelt es sich dabei um Anleihen. Ein sehr einfacher Weg, wenn man sich einerseits Geld leihen will, andererseits aber als Käufer Geld geben möchte. Der Käufer erhält für die Zeit, in der er die Anleihe hält, eine Rendite. Ist die Laufzeit abgelaufen, so zahlt die jeweilige Institution das Geld - inklusive der vereinbarten Rendite - zurück. Doch warum werden überhaupt Anleihen gekauft? In der Regel will die Zentralbank die Wirtschaft stimulieren. Das mächtigste Werkzeug? Der Leitzinssatz. Hat der Zinssatz jedoch ein niedriges Niveau erreicht, so muss sich die Zentralbank für einen anderen Weg entscheiden - so etwa für Quantitative Easing. Im Zuge dieses Verfahrens wird neues Geld geschaffen, wobei die Institutionen das Geld zum Kauf diverser Vermögenswerte verwenden. Das zusätzliche Geld erhöht zudem das Angebot; in weiterer Folge steigen die Preise der einzelnen Vermögenswerte (Angebot und Nachfrage), wobei der Zinssatz, der vom Käufer bezahlt werden muss, sinkt. Die Institutionen beginnen sodann die Vermögenswerte anderer Institutionen zu kaufen, damit sie selbst
von der Preiserhöhung profitieren. Aufgrund der Tatsache, dass weniger Geld bezahlt werden muss (Stichwort: niedriger Zinssatz), stecken die Institutionen noch mehr Geld in diverse Investitionen.
Allerdings ist QE immer dahingehend eine risikobehaftete Strategie, da die Auswirkungen auf dem
Wechselkurs der Landeswährung unklar sind.
Wer profitiert?
Fallen die Renditen derartiger Anleihen, so ergibt sich ein Vorteil für jene Personen, die einen aufgenommenen Kredit zurückbezahlen müssen. Wer sich Geld leihen möchte, hat also deutlich geringere Kosten zu tragen. Das liegt an dem Umstand, dass die Institutionen auch weniger Renditen bezahlen müssen. Das zusätzliche Geld kann zudem in neue Investitionen fließen; mitunter können auch neue Mitarbeiter eingestellt werden. Unternehmen die sich Geld von Banken oder sonstigen Finanzinstituten leihen, können sich nur dann noch mehr Geld leihen, solange der Zinssatz niedrig ist. Die Zentralbank sorgt mit Quantitative Easing also dafür, dass der Kredit - der ja schlussendlich ein Finanzprodukt ist - noch günstiger für die Wirtschaft wird. So kann das Angebot also ausgeweitet werden. Steigt das Angebot, fällt natürlich auch der Preis. Eine Bank steht jedoch nicht in der Pflicht, einen Kredit zu einem günstigen Zinssatz herauszugeben. Jedoch ist das
Hauptgeschäft die Kreditvergabe - das heißt, die Bank hat sehr wohl ein Interesse daran, viele Kredite zu verkaufen. Aufgrund der Tatsache, dass sich der Konsument vorwiegend für den niedrigsten Zinssatz entscheiden wird, bleibt den Banken gar nichts anderes übrig, als sich gegenseitig zu unterbieten und Kredite mit einer Niedrigverzinsung anzubieten.
In der Praxis
In der Theorie mag Quantitative Easing eine durchaus erfolgversprechende Möglichkeit sein, um die Wirtschaft nachhaltig zu stimulieren. Doch funktioniert diese Methode auch in der Praxis? Bislang sind sich die Experten uneinig. Blickt man auf das Jahr 2008 und die damalige Weltwirtschaftskrise zurück, so wird schnell klar, dass Quantitative Easing nicht den gewünschten Effekt gebracht hat. Die Wirtschaft konnte nicht stimuliert werden - am Ende profitierten nur die Banken, weil sie die Verluste, die durch Spekulationen entstanden sind, mittels Quantitative Easing rekapitalisieren konnten. Es kam somit nicht zur fördernden Kreditvergabe, sondern zur indirekten Bankenrettung, weil die Institute das günstige Geld aufsaugten und somit die entstandenen Verluste ausgleichen konnten. Weiterhin ist QE immer dahingehend eine risikobehaftete Strategie, da die Auswirkungen auf dem Wechselkurs der Landeswährung unklar sind.
(06.12.2017/fx/a/t)